August


Zu jeder Reise gehört ein Abschied. Abschied von Kollegen, Nachbarn, Wohnung, Freunden und Familie. Seit Monaten hängt der Countdown an unserer Türe und das Reisefieber wächst. Abschiednehmen ist nicht leicht und ab und zu fließen ein paar Tränen. Aber es sind Freudentränen. Es ist so schön so viel Zuspruch und liebevolle Worte von lieben Menschen zu hören, die uns wichtig sind und die uns in den letzten Wochen tatkräftig zur Seite standen. Wir freuen uns so lange und sehr auf die Reise. Ein Traum wird wahr.

Beim leckeren Familien-Barbeque-Abschiedsgrillen stand auch das Motorrad im Mittelpunkt. Nicht schlecht staunten einige über die Umbauarbeiten sowie am Gepäck und der Größe der Kutsche. Viele Fragen wurden gestellt und von allen Seiten wurde das Moped bestaunt.

Wir sind gestartet die Welt zu erfahren. Was für ein grandioses Gefühl. Abschied, Vorfreude, Spannung. ...Alles auf einmal. Dann der Fahrtwind, der über das Gesicht streicht und du langsam der Stadt den Rücken kehrst wo all deine liebsten Menschen, Freunde und Tiere leben. Die ersten Kilometer die Luft einatmen...Loslassluft. Ganz langsam. Was für ein grandioses Gefühl. Loslassluft. 

In München war dann großes Daumendrücken angesagt. Die Visa für Iran und Indien standen an. Die iranische Botschaft hat uns ein wenig zappeln lassen, dafür war die indische Botschaft um so schneller. Was für ein tolles Gefühl als wir unsere Pässe mit den Iran und Indien Visa in den Händen hielten. So einen Reisepass hatten wir bis jetzt noch nicht: Visa für Pakistan, Iran und Indien. Mit einer großen Portion Reiselust und Reisefieber fuhren wir von München los! 

Als ich das Buch mit dem Titel "Die Welt liegt dir zu Füßen" von meinen Kollegen zum Abschied bekommen habe wusste ich nicht, dass dieser Titel mal Tagesmotto von mir sein würde. Vor zwei Jahren habe ich Till zum Geburtstag einen Drachenflug geschenkt. Till fliegt selbst Gleitschirm und ich dachte mir zur Abwechslung darf er mal Drachenfliegen. Den Tandemdrachenflug wollten wir auf unserem Reiseweg einlösen. Da wir sowieso in München waren entschied sich Till für einen Flug am Tegernsee. Gute Entscheidung, dachte ich, ein Drachenflug mit bestimmt toller Aussicht. Da ahnte ich aber noch nicht was auf mich zukommen sollte. Was ich bei dem Tandemdrachenfluggutschein nicht beachtete waren die Bedingungen: Nicht größer als 1,80 m und kein Gewicht über 80 kg. Naja, hätte ich das vorher gewusst hätte ich Till vermutlich ein anderes Geburtstagsgeschenk gemacht, denn Till hat die Bedingungen leider nicht erfüllen können. Mein Gesichtsausdruck sprach wohl Bände als Till nach dem Telefongespräch zur Terminvereinbarung auflegte. Er könne nicht fliegen. Um den Gutschein nicht verfallen zu lassen könne ich doch fliegen. Jeder, der mich kennt weiß, dass ich mit Fliegen nichts am Hut habe. Doch an diesem Tag dachte ich mir: Wenn nicht jetzt wann dann. Jeder Tag steckt voller Überraschungen. Nie weiß man am Anfang eines Tages was dieser Tag zu bieten hat und welche Chancen er dir gibt dich persönlich zu fordern und welche Herausforderungen du annimmst. Und da habe ich es ausgesprochen: Ich wollte fliegen! Ich hab Ja! gesagt. Alleine mit der Gondel mit einer großen Portion Nervosität und teilweise den Gedanken "was mache ich da eigentlich?!!" den Berg gefahren und eingetaucht in das Element Luft. Der Drachenpilot meinte zu mir: "Du fängst ja auf deiner Weltreise mit einem Höhepunkt an." Und er hatte absolut recht! Grandios. Überwältigend. Sprachlos. Die Welt liegt mir zu Füßen. 

Das schöne am Motorrad Reisen ist, dass man sich jeden Tag seinen Schlafplatz aussuchen kann. Am Gipfelkreuz, an einer Lichtung am Fluss, jeden Tag woanders, jeden Tag mit einer neuen Kulisse, jeden Tag ein anderer Blick aus dem Zelteingang. Ob mit Regen oder Sonnenschein...einfach den Moment einfangen und genießen. Hier haben wir unser Zelt in Österreich auf dem Pass Richtung Ungarn aufgeschlagen. 

In Graz einen kleinen Stadtspaziergang gemacht. Bei schönstem Wetter und voller Motorradmontur auf den Aussichtspunkt hinauf. Laut Info waren es 290 Stufen. Puh! Gefühlt mehr. Aber es hat sich gelohnt. 

Der Ausblick über Graz war herrlich. Schöne Altstadt mit netten Cafés und Läden. Wir genießen den kleinen Stadtbummel mit einer Kugel Eis bevor wir uns auf dem Weg nach Ungarn machen. Ziel ist Balaton. 

Wie sind in Ungarn und am Balaton angekommen. Nach der langen warmen Fahrt springen wir gleich zur Abkühlung in den See. Aber erst mal ein paar Meter in den See reinlaufen bis man schwimmen kann. Wir genießen es. 

Wir sind das erste Mal auf einem Campingplatz am Balaton und breiten uns erst mal schön aus. Schlafsäcke aufhängen und Wäsche waschen steht auf dem Programm. Till findet am Motorrad immer ein paar Stellen, die zu optimierten sind und schnell sieht es bei uns so aus wie auf dem Bild. Eigentlich haben wir nur das nötigste an Gepäck dabei aber wenn man alles so ausbreitet sind es nach ganz schön viel aus. Die Sache ist immer die: Wenn man alles auspackt, und man muss es jeden Tag auspacken, muss man es auch wieder einpacken:) Wir chillen zwei Tage am Balaton bevor es weiter durch die Puszta Richtung Rumänien geht. 

Heute Sonderbehandlung für das Moped. Zum ersten Mal in drei Jahren Felgen waschen. Erstaunlicherweise sind sie gold. Zudem scheint die Unwucht weggewaschen zu sein. Der letzte Dreck bleibt als Diebstahlschutz.  

Ankommen an einem Schlafplatz sieht ungefähr so aus. Wie versuchen noch bei Tageslicht ein geeignetes Lager für unser Zelt zu finden. Hier, irgendwo in der Puszta, schien ein geeigneter Platz gefunden zu sein, wären da nicht, ein paar Meter neben uns, in minutenabständen Vogelschreckschüsse abgefeuert worden, die durch Mark und Bein gingen. Nein, hier wird unsre Zelt nicht aufgebaut.

Beim Mittagessen wird die Route für den heutigen Tag besprochen. Wir fahren weiter durch die Puzsta und wollen am Grenzübergang Artand in Ungarn nach Bors in Rumänien. Wir sind schon sehr gespannt auf Rumänen. 

Wer sich fragt wie die Puszta in Ungarn aussieht : Weites flaches Land so weit das Auge reicht. 

Unsere bisher gefahrene Stecke Deutschland, Österreich und Ungarn. 

Kilometerstand Bad Mergentheim: 106173 km

Österreich: 107177 km

Ungarn: 107688 km

13 Tage

Wie klein und wunderschön die Welt ist werden wir in dem nächsten Tagen in Rumänien erfahren. Rumänien bezaubert uns schon wenige Kilometer nach dem Grenzübergang mit einer herrlichen Landschaft und ausgezeichneten Straßen. Von der kilometerlangen flachen Puzsta in Ungarn durch wunderschöne Wälder, Berge, Täler und Flüsse in Rumänien. Wir können uns nicht sattsehen und Till genießt die kurvenreichen Straßen. Wir fahren nach Borsec in die Berge wo wir uns eine kleine Hütte nehmen und gleich als Nachbarn zwei Heilbronner mit ihren Motorrädern treffen. So witzig. Wir entscheiden uns zwei Tage zu bleiben und erkunden die Bergstadt, die früher DIE Kuranlaufstelle in Rumänien war. Es gibt prächtige Villen, die von ihrer damaligen Herrschaft zeugen und viel Quellen reichhaltig an Mineralien. Wir wandern und freuen uns des Lebens.. mal zu Fuß. Herrlich. 

Eins der schönsten Dinge am Reisen ist das Rasten. Man kann durchatmen und kommt ins Gespräch, lernt Land, Leute und Essen kennen. Die Rumänen sind sehr herzlich und freundlich. Danke für die gemeinsame Zeit. 

Von den Bergen in die Berge :) Vor uns stand die Fahrt über die Transfagarasan. Die Gebirgsstrasse in Rumänien. Was uns da erwartete war atemberaubend. Was für eine Landschaft. Was für eine Straße. Und wir mittendrin. Als wir oben ankamen haben wir uns entschieden hier oben unser Zelt aufzuschlagen und haben die Schönheit und die Natur der Kaparten auf uns wirken lassen. Wo andere einen Wasserfall von unten betrachten fährt Till mit dem Moped hoch um direkt neben dem Wasserfall zu übernachten. Ob es Bären gab...mhh...

Noch ein Beitrag zu "die Welt ist klein". In Brasov lernen wir ganz zufällig zwei Berliner kennen, finden heraus, dass wir einen gemeinsamen Freund haben und treffen sie zufällig bei der Abfahrt von der Hochgebirgsstrasse wieder. Fantastisch. 

Wie fahren nach unserer Bergtour in die Hauptstadt von Rumänen nach Bukarest, der sechstgrößten Stadt in Europa. Das Stadtbild ist geprägt von einer vielfältigen Architektur. Der Parlamentspalast ist nur einer von den mächtigen Bauten.

Unsere bisher gefahrene Stecke Deutschland, Österreich, Ungarn und Rumänien. 

Kilometerstand bei Landeinreise:

Start in Bad Mergentheim:106173 km

Österreich: 107177 km

Ungarn: 107688 km

Rumänien: 108380 km

Wir sind in Bulgarien und genießen die Schwarzmeerküste! Endlich Strandtage, Fisch, Muscheln, relaxen.

Unsere bisher gefahrene Stecke Deutschland, Österreich, Ungarn, Rumänien und Bulgarien . 

Kilometerstand bei Landeinreise:

Start in Bad Mergentheim: 106173 km

Österreich: 107177 km

Ungarn: 107688 km

Rumänien: 108380 km

Bulgarien: 109705 km

Willkommen in der Türkei Klappe die Erste:

In Bulgarien fahren wir durch das größte Naturschutzgebiet Richtung türkische Grenze. Die Fahrt war kurvenreich und voller Schlaglöcher. Till ist super gefahren und nach einer stundenlangeen Fahrt durch die Berge kommen wir in Malko Ternovo an. Die letzte Stadt in Bulgarien vor der Grenze. Da wir wissen, dass die Benzinpreise in der Türkei immens sind wird nochmal vollgetankt und ab an den Grenzübergang. Es ist gegen 18 Uhr als wir dort ankommen. Nach einer guten Stunde Wartezeit gelangen wir an die Passkontrolle. Bis dahin alles gut gelaufen als die Green Card von uns verlangt wird. Die Green Card ist die Haftpflichtversicherung für das Mororrad. Wir zeigen unsere Green Card und werden plötzlich darauf hingewiesen, dass sie für die Türkei nicht gültig ist. Eine Einrisse ist nicht ohne eine gültige Green Card nicht möglich. Da bereitet man sich monatelang vor, macht dies und das, erstellt Listen was noch alles zu erledigen ist und dann fehlt ein Kreuzchen und man kommt nicht weiter. Wir sehen uns fassungslos an, kehren um und reisen wieder in Bulgarien ein um von dort aus mit der Versicherung in Kontakt zu treten. Wir nehmen uns in Malko Ternovo ein Hotel und recherchieren unsere Möglichkeiten. Leider konnte uns die Versicherung in Deutschland nicht helfen, da alles persönlich und mit Verarbeitungszeit verbunden ist.

 

Willkommen in der Türkei Klappe die Zweite:

Wir müssen in den sauren Apfel beißen und uns an der Grenze eine Green Card kaufen, die für die Türkei gültig und natürlich überteuert ist. Wir wieder losgezogen, Passkontrolle, Green Card gekauft (natürlich nur Bar möglich) und in rot?! dürfen wir in die Türkei einreisen.

Nächstes Ziel ist Istanbul. Die Landschaft ändert sich merklich. Es wird trockener und heißer. Langsam kommen wir Istanbul immer näher. Das schöne ist, dass wir Freunde in Istanbul haben. Till hat 2009 in Istanbul studiert und ich habe ich in der gleichen Zeit in der Deutschen Botschaftsschule arbeiten dürfen. Aus dieser Zeit sind Freundschaften entstanden und ich konnte es kaum erwarten meine liebe Freundin Cornelia wiederzusehen, die meine Mentorin war. Was für ein herrliches Gefühl in einer Mega City anzukommen und zu wissen, da ist jemand auf den man sich sehr freut. Auf Anhieb haben wir es nach Yesilkö, einem Stadtteil von Istanbul zur Cornelia geschafft ohne uns zu verfahren. Wir sind herzlich Willkommen, genießen einen wunderschönen Abend mit ihr und gutem Essen und können endlich unsere Kleider in einer Waschmaschine waschen. Ein Traum. Danke für die Zeit mir dir Cornelia!

 

Istanbul. Die Stadt verzaubert einen immer wieder. Das Licht, die Shilouette, die sagenhafte Kulisse, die Geräusche, die Möwen, die Fähren, die Wellen des Bosporus. Die Stadt ist ein Gedicht. Vertraute Plätze besuchen, in Erinnerungen schwelgen, die Schönheit der Stadt genießen. Ankommen. Und diesmal mit dem Motorrad. Abgefahrenes Gefühl ein Teil des Stadtverkehrs zu werden. Till hat in den letzten Tagen schnell gelernt hier durch den dichten Verkehr zu fahren. Ich hinten konnte teilweise gar nicht hinsehen und schwups waren wir schon durch. Die Hupe wird auch immer ein wichtigeres Instrument für uns :) Wir brauchen unbedingt eine lautere!

Wir schlendern durch Istanbuls Straßen. Besuchen Besikatas, der Stadtteil in dem wir gewohnt hatten, stellten fest, dass sich einiges verändert hat aber auch vieles gleich geblieben ist. Das ist schön. Laufen die Isteklal hinauf, besuchen meinen Lieblingsturm den Galata Turm, schauen bei der Deutschen Botschafsschule vorbei, essen Balik Ekmek unter der Galata Brücke, schlendern durch den Grand Bazar, trinken Tee und schauen dem Treiben zu. Alte Freunde wieder sehen, gemeinsam Raki trinken, Meze essen und gute Gespräche führen - sich Willkommen fühlen.

Istanbul - ein Gedicht.

 

Ach ja...und neue Trekking Schuhe kaufen. Meine wurden klischeehafterweise am letzten Tag in Rumänien geklaut (Sorry Steffen!).